Seit Anfang Januar blicken die Mitarbeiter von Germania mit großer Sorge in die Zukunft. Damals wurde bekannt, dass die deutsche Fluggesellschaft in Not ist. Als das Unternehmen Ende des Monats keine Löhne zahlen konnte, machte es Angst, dass es Angst machte. Nun sind ihre schlimmsten Ängste wahr geworden. Nachdem der Flug ST3711 von Fuerteventura in Nürnberg gelandet war, stellte Germania in der Nacht zum 5. Februar den Betrieb ein.
Dies ist das Ende des Unternehmens. Die Fluggesellschaft Germania, Germania Technik Brandenburg und Germania Flugdienste haben am Montag (4. Februar 2019) gleichzeitig beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz angemeldet. Dies hat Unternehmenssprecher Lars Wagner in der Nacht zum Dienstag informiert. „Leider konnten wir unsere Finanzierungsbemühungen zur Deckung eines kurzfristigen Liquiditätsbedarfs leider nicht erfolgreich abschließen“, sagte Airline-Chef Karsten Balke. Infolgedessen blieb „keine andere Option als der Insolvenzantrag“ übrig. Er bedauerte die Auswirkungen der Umstellung auf die Mitarbeiter, die auch in den letzten Wochen alles getan haben, um einen zuverlässigen Flugbetrieb sicherzustellen. Wie es weitergeht ist noch völlig offen.

Die Krise verschärfte sich im Sommer

Die Probleme Germaniens haben sich im letzten Sommer zugespitzt. Wie bei den anderen Fluggesellschaften führten die vielen Verspätungen zu hohen Entschädigungszahlungen und der erhöhte Kerosinpreis. Hinzu kamen spezifische Probleme, „erhebliche Verzögerungen beim Flugzeugzufluss“ und „eine ungewöhnlich hohe Anzahl technischer Dienstleistungen“, wie die Fluggesellschaft selbst erklärt. Infolgedessen stieg der Finanzbedarf rasch an. Bis zum 27. Dezember benötigte Germania dringend 20 Millionen Euro. Die Situation war so prekär, dass selbst ein Verkauf nicht mehr ausgeschlossen wurde.
Im Januar berichtete Germania erstmals, dass sie frisches Geld aufbringen könnten. Es waren sogar mehr als die 15 Millionen Euro zusammengekommen, die gesucht wurden. Die Mittel sollten bis zum 31. Januar fließen – sind aber nicht in den Konten der Berliner gekommen. Daher musste Germania letzte Woche zugeben, dass die Löhne im Januar nicht zahlen können.

Seit Jahren unzureichend

Germania war jedoch zuvor nicht besonders erfolgreich. Seit drei Jahren schreibt die Gruppe tiefrote Zahlen. 2016 ergab sich ein Jahresfehlbetrag von mehr als 32 Mio. € und 2017 ein Gewinn von 8,3 Mio. €. Für 2018 prognostizierte der Vorstand ein „konsolidiertes Jahresergebnis im Bereich von minus 20 bis minus 30 Millionen Euro“. Definitive Zahlen sind noch nicht verfügbar.
Germania hat seine Wurzeln in Köln. Dort gründeten türkische Unternehmer 1978 die Fluggesellschaft Special Air Transport SAT. Ein Jahr später verkauften sie sie an den Rechtsanwalt Hinrich Bischoff, der bereits als erster Geschäftsführer von Hapag-Lloyd Flug Luftfahrtexpertise erworben hatte. Die Fluggesellschaft hat mit drei Sud Aviation Caravelle Ferienflüge durchgeführt. 1986 gründete der Unternehmer Germania das Airline-Geschäft und veräußerte es in die neue Airline, die bis heute existierte.

  • Sollten Sie eine Pauschalreise gebucht haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Reiseveranstalter, dieser muss für einen Flugersatz sorgen.
  • Sollten Sie Ihren Flug direkt bei Germania gebucht haben, bleiben Sie leider auf den Kosten sitzen.

Ersatz nur für Pauschalurlauber

Die betroffenen Passagiere entschuldigten sich bei Balke. Fluggäste, die ihren Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht haben, sollten sich gemäß der Benachrichtigung direkt an ihren Reiseveranstalter wenden, um einen Ersatztransport zu erhalten. Laut Gesetz besteht jedoch kein Anspruch darauf, wer sein Flugticket direkt bei Germania gekauft hat.
Zu Beginn des Jahres hatte Germania zu dem Liquiditätsengpass zugegeben. Dem Unternehmen mit 1100 Mitarbeitern und rund 40 Flugzeugen fehlten 15 Millionen Euro. Ein erster Rettungsversuch ist fehlgeschlagen. Der Flugbetrieb verlief jedoch zunächst planmäßig.
Ende Januar wurde jedoch bekannt, dass es Verzögerungen bei der Auszahlung der Januar-Gehälter an die Mitarbeiter gab. Die Fluggesellschaft begründete den finanziellen Engpass mit massiv gestiegenen Kerosinpreisen und „einer außergewöhnlich hohen Anzahl technischer Dienstleistungen für die Flotte“.

Es geht weiter in der Schweiz und in Bulgarien

Die Gruppe beschäftigte zuletzt rund 1300 Mitarbeiter. Von der Insolvenz nicht betroffen sind die Schweizer Schwester Germania Flug und die bulgarische Wet-Lease-Tochter Bulgarian Eagle.
Die 1986 gegründete Fluggesellschaft hatte kürzlich 37 Flugzeuge im Einsatz. So flog sie nach eigenen Angaben jährlich mehr als vier Millionen Passagiere. Von 18 Abflughäfen aus bot Germania Verbindungen zu mehr als 60 Zielen in Europa, Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten an.
Erst Ende Oktober 2017 hatte die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ihren Flugbetrieb eingestellt und rund 8.000 Mitarbeiter waren davon betroffen. Im Herbst 2018 ging die in Berlin ansässige Charterfluggesellschaft Small Planet Airlines in Konkurs.

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Offizielle Mitteilung der Germania
Germania ist am Ende und stellt Flüge ein via Aerotelegraph

Eurowings bietet Ersatzflüge an

Eurowings verkündet heute (05.02.2019) das Sie durch die Insolvenz der Germania ein Kontigent an Flügen zwischen dem 5. Februar 2019 und dem 28. Februar anbieten. Mehr Infos hier.

Auch die Lufthansa bietet Ersatzflüge an

Auch die Lufthansa-Gruppe (Swiss, Austrian, Lufthansa) hat ein entsprechendes Angebot angekündigt, jedoch ist es noch nicht buchbar: Auf betroffenen Strecken soll es Oneway-Tickets zum Festpreis von 50€ (aus Europa) bzw. 200€ (aus Nahost und Nordafrika) angekündigt. Zuzüglich steuern, wohlgemerkt! Genaue Konditionen erfahren Sie hier.